Fasching und Fasnacht

In Venedig feiert man den Karneval, wie der Fasching dort heißt, mit prächtigen Masken und großen Umzügen, die immer viele Touristen anlocken.

Fasching oder Fasnacht (manchmal auch Fastnacht) bezeichnet die Zeit vor der Fastenzeit, mit der sich Christen auf das Osterfest vorbereiten. Während die Fastenzeit eine ruhige und besinnliche Zeit ist, in der man sich zurückhaltend verhalten soll (in dem man etwa weniger isst oder auf bestimmte Dinge verzichtet), darf man in der Faschings­zeit ausgelassen sein und feiern. Diese fröhliche Zeit hat eine lange Geschichte ...

Der Fasching in der Antike und um Mittelalter

So etwas ähnliches wie Fasching haben bereits die Menschen vor über 5000 Jahren in Mesopotamien gefeiert. Unter dem Priesterkönig Gudea haben die Menschen ein Fest, das sieben Tage lang dauerte, gefeiert: Der Fürst heiratete in einer Zeremonie die Göttin Inanna. Damit hat man den Beginn eines neuen Jahres gefeiert, was damals bedeutete, dass der Winter zu Ende ist. Etwas das bis heute erhalten geblieben ist: Alle Menschen, egal ob Herrscher, Sklaven, Frauen oder Kinder waren während der Festzeit gleich­berechtigt. So besagt eine alte Inschrift:

„Kein Getreide wird an diesen Tagen gemahlen. Die Sklavin ist der Herrin gleichgestellt und der Sklave an seines Herrn Seite. Die Mächtige und der Niedere sind gleichgeachtet.“

Die alten Griechen feierten zu Ehren ihres Gottes Dionysos, dem Gott des Weines, der Freude, der Trauben, der Fruchtbarkeit und der Ekstase ein dreiwöchiges, ausgelassenes Fest, das „Dionysien“ hieß. Und dabei hat man nicht nur gefeiert und den Gott verehrt, sondern auch Theater gespielt. Dabei haben sich die Schauspieler Masken aufgesetzt – denn nur Männer durften Schauspieler werden, mussten aber auch Frauen spielen. Die Masken waren aber auch deshalb wichtig, weil viele Zuschauer nicht wussten, dass das, was die Darsteller vortrugen, nur Theater war und nicht der Wirklichkeit entsprach bzw. nicht die Meinung der Schauspieler war.

Mit dem Aufkommen des Christentums verschwanden die Feste zu Ehren der griechischen Götter, einige Traditionen blieben aber erhalten. So soll aus den „Dionysien“ die „Apokries“ (ausgesprochen: Apo-kri-es) entstanden sein. Die „Apokries“ dauern ebenfalls drei Wochen und werden vor dem Beginn der Fastenzeit gefeiert. Anders als bei uns wird die Osterzeit aber in Griechenland nach einem alten Kalender, dem so genannten julianischen Kalender (benannt nach Gaius Iulius Caesar, deutsch: Gaius Julius Cäsar, der ihn einst erfunden haben soll) berechnet. Deshalb ist die griechische Faschingszeit meist nicht genau zur selben Zeit wie bei uns, sondern ein paar Tage früher oder später.

Auch die Römer feierten ausgelassen. Bei den so genannten „Saturnalien“ (lateinisch: Saturnalia) wurde der Gott Saturn verehrt. Das Fest fand immer Ende Dezember statt und es dauerte mehrere Tage. Jeder war zu dem Fest eingeladen und man feierte gemeinsam ausgelassen bei Speis und Trank. Zwar hat dieses Fest nicht unmittelbar etwas mit dem heutigen Fasching zu tun, aber es kommen zwei wichtige Bräuche davon her: Einerseits tauschten manchmal Sklaven und Herren zeitweise die Rollen (so wie sich heute viele in verschiedenen Rollen verkleiden) und man hat kleine Rosenblätter überall verstreut. Daraus ist möglicherweise unser heutiges Konfetti entstanden.

Für die Menschen auf dem Gebiet des heutigen Österreichs waren aber auch Bräuche und Feste aus der keltischen und teilweise aus der germanischen Religion wichtig. Die Kelten feierten ein großes Fest, bei dem sie den Winter verabschiedeten und den Frühling will­kommen hießen. Dabei ist unter anderem der in manchen Teilen Tirols bis heute gern dargebotene Brauch entstanden, dass sich ein Teil der Menschen in hässlichen und finsteren Masken und Kostümen verkleidet, der andere Teil in fröhliche Rollen schlüpft. Das symbolisierte für die Kelten den Kampf zwischen Licht und Finsternis, zwischen Gut und Böse, zwischen Frühling und Winter. Denn der Frühling bedeutete für die Menschen, endlich wieder ausreichend Nahrung zu finden und die Felder bewirtschaften zu können.

Mit dem Untergang des Römischen Reiches und dem Aufkommen der christlichen Religion auch in entlegene Gebiete veränderten sich einige Bräuche und Feste. Vom Tag der Heiligen Drei Könige (immer am 6. Jänner) bis zum Dienstag vor dem Aschermittwoch gab es Narrenfeste und auch eine so genannte Eselsmesse.

Die „Narrenfeste“ waren zwar keine kirchlichen Feste, dennoch wurden sie von Pfarrern und Mönchen – und zum Teil sogar in Kirchen – gefeiert und als Tradition weitergegeben. Jene Menschen, die in der Kirche nur eine niedere Position inne hatten, wie etwa Mönche, Nonnen oder Pfarrer, verkleideten sich als Bischöfe oder Äbte und taten so, als seien sie für eine kurze Zeit mit den Privilegien der Kirchenoberen ausgestattet. Sogar einen Narrenpapst hat man gewählt und am Tag der unschuldigen Kinder (28. Dezember) hat man ein Kind zum Bischof ernannt. Auch hat man kirchliche Feste spöttisch nachgeahmt und mit spaßigen Prozessionen hat man die ganze Bevölkerung an dem Narrentreiben teilhaben lassen. Den ältesten Nachweis für einen Kinderbischof gibt es übrigens aus St. Gallen, das in der heutigen Schweiz liegt.

Die „Eselsmesse“ geht auf die Flucht von Maria mit ihrem Kind Jesus zurück. Laut Bibelgeschichte musste die junge Mutter mit ihrem Baby und ihrem Mann Joseph aus Judäa fliehen, ein Engel hat sie nach Ägypten geschickt. Dorthin sind sie mit einem Esel gereist und haben darauf gewartet, wieder zurückkehren zu können. Nachdem Herodes gestorben war (im März 4 v. Chr.), regierte sein Sohn Archelaus und die kleine Familie wollte nicht in ihre Heimat zurückkehren. Deshalb schickte sie der Engel nach Nazareth in Galiläa. Die „Eselsmesse“ geht auf die Reise mit dem Esel ein. Spöttisch setzten die Menschen eine junge Frau mit Baby im Arm auf einen Esel und führten sie durch den Ort. Vor der Kirche wurde dann eine Heilige Messe nachgespielt und veralbert. Für niedere Kirchenangehörige war dies eine gute Möglichkeit, den strengen Regeln der Klöster und Bischöfe für kurze Zeit zu entkommen. Denn mit dem Beginn der Fastenzeit herrschten wieder die strengen Regeln und man musste sich zurückhaltend benehmen und leben. Im Roman „Der Glöckner von Notre-Dame“ (1831 erschienen) von Victor Hugo wird eine solche „Eselsmesse“ geschildert.

Mit der Zeit entwickelten sich von Ort zu Ort ganz unterschiedliche Bräche daraus. In einigen Teilen von Österreich und Deutschland gibt es große Faschingsumzüge, die ihren Ursprung wohl in den „Eselsmessen“ haben. In anderen Orten wiederum haben sich keltische Traditionen auch durch das Mittelalter hindurch erhalten (wie etwa in Tirol). Mit der Zeit kamen auch ganz neue Traditionen hinzu. Ab etwa dem 14. oder 15. Jahrhundert kamen die ersten Gaukler und Narren auf. Diese haben witzige Gedichte vorgetragen, geschauspielert, Menschen nachgemacht und andere Sachen, die die Menschen damals lustig fanden.

Von Masken und Bällen – Der neuzeitliche und der moderne Fasching

Ab etwa dem 16. Jahrhundert hat sich die Bedeutung von Fasching in einigen Gegenden stark verändert. Durch die Reformation, bei der sich die evangelische von der katholischen Kirche abgespalten hatte, wurden die Faschingsfeiern kritisch hinterfragt und in weitererfolge abgeschafft. deshalb ist in manchen Gegenden die Tradition von Fasching in Vergessenheit geraten.

Etwa 100 Jahre später – im Zeitalter des Barock – wurden prunkvolle Feste wieder wichtig und vor allem reiche Adelige und der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches wollten wieder ausgelassene Feiern. So entstanden die ersten Bälle. Das Wort „Ball“ hat mit einem Spielzeugball aber nichts zu tun, sondern kommt aus dem Französischen, wo „bal“ so viel wie „Tanz“ heißt. Da damals Französisch die Modesprache bei Adeligen war, wurden viele Wörter von da übernommen. Mit der Zeit hat sich Wien zur wichtigsten Ball-Stadt der Welt entwickelt. Über 400 größere und kleinere Bälle finden jedes Jahr statt. Der Grund dafür ist, dass der Kaiser in Wien gewohnt hat und der hat viele adelige und stinkreiche Menschen in die Stadt gelockt.

Die nicht so reichen Bürger, Handwerker und Bauern feierten aber überall dort, wo die Traditionen erhalten blieben bzw. die Reformation nicht erfolgreich war, weiterhin die üblichen Faschingsfeste. Aber auch diese veränderten sich mit der Zeit: Als in Italien im 16. Jahrhundert das Theaterspielen wieder in Mode kam, übernahmen einigerorts die Menschen die Idee, sich mit Masken zu verkleiden. So entstanden die ersten Maskenbälle. Während sich reiche Bürger und Adelige festlich kleideten und gutes Benehmen dabei sehr wichtig war, feierten die Kleinbürger, Handwerker und Bauern in Wirtshäusern und anderen Räumlichkeiten viel gelassener – diese Maskenbälle nennt man auch „Gschnas“. Vor allem Adelige feierten oft im Fasching auch ganz ohne Verkleidung. Dies ist bis heute Tradition, man denke nur an die festlichen Bälle, wie den Opernball in Wien.

Mit der Zeit haben sich die Feste weiterentwickelt und ab dem 20. Jahrhundert haben sich verschiedene alte Bräuche verhältnismäßig rasch in den deutschsprachigen Gebieten verbreitet. So gibt es heute in vielen Orten Faschingsumzüge oder Maskenbälle ...

Woher das Wort „Fasching“ kommt ...

Das Wort „Fasching“ wird vor allem in Österreich, aber auch in Bayern und Sachsen (das sind zwei Bundesländer von Deutschland) verwendet. Etwa im 13. Jahrhundert taucht das Wort „Vaschang“ im Mittelhochdeutschen erstmals auf – es bedeutet „Fastenschank“. So bezeichnete man den letzten Ausschank alkoholischer Getränke vor der damals noch strengen Fastenzeit, in der Alkohol verboten war. Auch das Wort „Fasnacht“ bzw. „Fastnacht“ leitet sich von „Fasten“ ab. Es bezeichnet die letzte Nacht vor der Fastenzeit, in der man noch alles essen und trinken darf.

Andere Bezeichnungen für Fasching sind unter anderem „Karneval“ (was in Italien und vielen Teilen Deutschlands verwendet wird) oder „Fastelovend“ (was „Fastenabend“ bedeutet und im Rheingebiet Verwendung findet).

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